Hier findet Ihr Tipps, Geschichten, Gedanken einer freiberuflichen Hebamme...

Die dazugehörige seriöse Homepage gibt es hier und natürlich findet man mich auf facebook: Hebammenpraxis Nicole Becker


Sonntag, 25. Dezember 2011

Weihnachten...

irgendwie hab ich jetzt drei Mal angesetzt, was zu schreiben, beim ersten Mal war s zu rührend, beim zweiten Mal zwischen ironisch und sarkastisch, und beim dritten Mal wurde ich fortwährend von irgendwas oder irgendwem unterbrochen, so dass es sich hinterher auch genau so las.
Also von vorne!
Letztes Jahr Weihnachten hatte ich die zweite Hälfte der Praxis gerade von Andreas übernommen und hatte große Angst, ob ich das alles schaffen könnte.... Es war ein arbeitsreiches, erfolgreiches Jahr und ich hab einfach ganz viel Danke zu sagen! Danke meinem Team! Katja, Silke, Alex, Raquel, Sabine, Angelika, Emriya, Nancy - sie alle machen eine Super-Job, ohne den die Praxis nicht das sein könnte, was sie mittlerweile ist. Ein Zentrum für Familien in einer ganz besonderen Lebenssituation. Ich danke Euch für die Vielseitigkeit, die Flexibilität, den Pragmatismus und die unkomplizierte, fröhliche Art, mit der wir das tun was wir tun! Ihr seid großartig!

Ich danke aber auch all meinen Patientinnen, die unser Angebot annehmen. Die unsere Arbeit würdigen. Die uns erlauben, sie in dieser Umbruchssituation lange begleiten zu dürfen. Ich danke für Euer Vertrauen, Mädels!!!

Manchmal ist es viel Arbeit und manchmal bin ich vielleicht nicht ganz so sanftmütig, aber Ihr wißt, dass ich meinen Job mit viel Herzblut mache.

Ich freu mich drauf, in 2012 wieder für Euch da zu sein!

Merry X-Mas!

Nicole





Dienstag, 6. Dezember 2011

Die Realität

Es ist ein sonniger Wintertag. Sonntag. Die Bäume und Sträucher sind noch von Reif bedeckt. Es ist bitterkalt. Draussen. Innen eigentlich auch. Die Heizung ist irgendwie defekt und funktioniert nur nach längerem gutem Zureden. Da man nie weiss, wann das Baby wieder aufwacht, nehme ich mir schnell ein Glas Apfelsaft. Keine Zeit mit Wasserkochen verschwenden. Oh wei - heute mittag ist Besuch angesagt. Kein Kuchen oder Ähnliches im Haus. Wenn man ja wüßte, wie lang das Gör schläft. Ganz schnell ne Backmischung aus der Speisekammer geholt und losgelegt. Der Teig ist ruck-zuck gerührt, ab in die Form und in den Ofen. Zum Abwaschen komme ich leider nicht, weil das Baby sich mit großem Geschrei aus dem Kinderzimmer meldet. Es hat wohl schlecht geträumt, ist furchtbar hungrig und überhaupt schlecht gelaunt. Schnell nehme ich es aus dem Bett und hole im Vorbeigehen ein Gläschen Brei aus dem Kühlschrank, was man nicht aufwärmen muss. Das Baby mag kalten Brei nur bedingt und isst entsprechend unlustig. Schmiert seinen überschüssigen Brei an meinen Pulli. Zum Glück hab ich mich noch nicht umgezogen. Nach langem hartem Kampf gebe ich mich geschlagen und drücke dem Baby einen Keks in die Hand. Es beginnt auch sofort, daran herumzunagen. Ich düse in die Küche, lasse Abwaschwasser ein und spüle im Rekordtempo. Das Baby zerkrümelt derweil den Keks und lässt sämtliche Brösel fasziniert aus dem Hochstuhl fallen. Egal, hauptsache es hält kurzfristig die Klappe. Duschen spare ich mir heute, ziehe nur schnell was Frisches an. Kaum fertig, höre ich hustende Geräusche aus dem Wohnzimmer. Das Baby hat einen hochroten Kopf und würgt an einem Keksbrocken herum. Rasch nehme ich es auf den Arm, wo es besagtes Keksteil samt kaltem Brei auf meinen frischen Pulli bricht. Danke! Weg mit dem Pulli. Baby säubern. Beim Gesicht waschen brüllt es, als wolle man ihm ans Leben. Irgendwie fühlt sich der Strampler feucht an, so in der Windelgegend. Ausgelaufen. Von wegen Nässeschutz und Ultra-Dry. Also ausser dem Strampler auch noch den Body austauschen. Anziehen lassen mag sich das Baby ebensowenig wie kalten Brei und Gesicht waschen. In meiner Hektik erwische ich die exklusive Pfingstochsen-Kollektion, bestehend aus blau-weiss-geringeltem Pulli, rotgeblümter Hose und grünen Dino-Socken. Wurscht, denn mir ist gerade siedend heiß der Kuchen im Ofen eingefallen. Das Baby auf dem Arm öffne ich die Ofentür, Qualm schlägt uns entgegen und das Baby hustet. Einhändig rette ich den Kuchen, so schnell das eben geht. Naja, wenn reichlich Puderzucker drauf ist, wirds schon gehen. Hoffentlich geht er nachher aus der Form ohne in 1000 Teile zu zerfallen. Ich bringe das Baby in den Laufstall, da kann es wenigstens nichts anstellen. Entgegen meiner Erwartung spielt es mit seinen Bauklötzen. Ich verschwinde wieder in der Küche und doktere an meinem Kuchen herum. Dann reiße ich erst mal sämtliche Fenster auf, denn vom Weihnachtsduft merkt man vor lauter Qualm nichts. Auch die Duftlampe kann daran nichts ändern. Nachdem der Tisch im Wohnzimmer gedeckt ist, weigert sich das Baby, weiterhin im Laufstall zu spielen. Also wird es herumgeschleppt, damit es zumindest nicht die Tischdecke vom Tisch reißt. 13.30 Uhr. Es klingelt. Der Besuch war für 14 Uhr geplant! Baby hat jetzt keine Lust auf Besuch und plärrt sämtliche Tanten, die duzi-duzi mit ihm machen wollen, erst einmal an. Sitzt man dann glücklich am Kaffeetisch, wird die Frage diskutiert, ob Hausfrauen- und Mutter-Dasein eine junge Frau wirklich ausfüllen kann!

Die Illusion

Es ist ein sonniger Wintertag. Sonntag. Die Bäume und Sträucher sind noch von Reif bedeckt. Es ist bitterkalt. Draußen. Im Zimmer ist es kuschlig warm. In der Küche dampft eine kanne mit heißem Tee. Adventstee. Die Luft duftet nach Orangen und Zimt. Das Baby hält seinen Vormittagsschlaf planmäßig von 9.30 -11.00 Uhr. Zeit genug für den Nachmittag ein paar Plätzchen zu backen, denn netter Besuch hat sich angesagt. Ruck-zuck ist der Teig geknetet und wird zum Ruhen in den Kühlschrank gesteckt. Dieser ist selbstverständlich tip-topp aufgeräumt, sauber und gut bestückt. Das Baby schläft noch. Wunderbar. Der Abwasch wird sofort erledigt, die Küche schnell durchgewischt. Klasse. Jetzt noch selber schnell unter die Dusche gehüpft, Haare gewaschen und eingecremt. Frisch gewaschene Klamotten liegen schon bereit. Der Putzeimer steht noch im Flur. Eine günstige Gelegenheit, das Bad gleich  mitzuputzen. Eine neue Rolle Toilettenpapier an den Halter, frische Handtücher aufgehängt. Nun noch hurtig Haare fönen - fertig. Das Baby müßte gleich aufwachen, am Besten schon mal das Essen in den Wärmer, ein Lätzchen und den Teebecher bereitgestellt. Eine neue Windel und hübsche klamotten für's Baby sind bereits auf der Wickelkommode zurecht gelegt. Tatsächlich ist gegen 11.00 Uhr aus dem Kinderzimmer leises Brabbeln zu hören. Aufgewacht. Das Baby streckt schon glucksend die Ärmchen in die Luft. Es möchte hochgenommen werden. Es freut sich, dass es ins Esszimmer getragen und in den Hochstuhl gesetzt wird. Sein Hunger ist noch nicht so groß, aber was essen würde es schon. Also gibts Hühnchen mit Reis und Gemüse. Das Baby isst manierlich seine ganze Portion auf und nimmt zum Nachtisch einen großen Schluck Tee. Das Lätzchen kann unbekleckert wieder in den Schrank. Jetzt wickeln. Friedlich mit einer Socke spielend liegt es auf dem Wickeltisch und läßt sich saubermachen und anziehen. Nach ausgedehntem Schmusen und Spielen wird das Baby auf den Boden gesetzt, wo es sich fröhlich und ausdauernd seinen Bauklötzen widmet. Nun die Gelegenheit genutzt und rasch die Plätzchen ausgestochen und ab in den Ofen. Ein wunderbarer Duft zieht durch die Wohnung. Im Wohnzimmer verbreitet die Weihnachtsbeleuchtung eine angenehme Stimmung. Die Plätzchen sind ganz schnell gebacken und die Küche wird wieder auf Vordermann gebracht. Es ist jetzt 13.00 Uhr. Zeit den Tisch zu decken. Der Besuch will gegen 14.00 Uhr eintreffen. Eine weiße, gebügelte Tischdecke wird aufgelegt, das gute Porzellan aus dem Schrank geholt. Ab und zu bekommt das noch immer friedlich umherrobbende Baby eine Schmuseeinheit. Nebenher noch die Kaffeemaschine in Gang setzen. Der Kaffeeduft macht schon Appetit. So, alles fertig, jetzt ist es Zeit sich mit dem Baby zu beschäftigen. Es wird umhergetragen und gekuschelt. Es klingelt. Der Besuch wird mit einem glücklich lachenden Baby auf dem Arm zu empfangen. Oh wie süß! Als das Kaffeetrinken in vollem Gang ist, weist das Baby sichere Zeichen für Müdigkeit auf . Es reibt sich die Augen und hat keinen sehnlicheren Wunsch, als mit seiner Spieluhr ins Bett gelegt zu werden. Bubu machen. So geschieht es, und man widmet sich voll dem Besuch ... aber wie sieht die Realität aus???